Klappentext:
Ein sechzehnjähriger Waisenjunge kommt nach Berlin und will es hier zu
Reichtum und Macht bringen. Kauzige und kernige, liebenswerte und
fragwürdige Menschen kreuzen seinen Weg nach oben – und immer wieder
sind es die Frauen, die zu ihm halten und denen
er seinen Erfolg verdankt. Ein packender Roman, voll unverwüstlichem
Berliner Humor, in dem sich zweieinhalb Jahrzehnte wechselvoller
deutscher Geschichte spiegeln.
Mit einem Nachwort zur Entstehungsgeschichte des Romans.
Mit einem Nachwort zur Entstehungsgeschichte des Romans.
Die
Geschichte spielt in Berlin zwischen 1910 und 1930, geschrieben hat Hans
Fallada es aber zwischen 1941 und 1943.
Eigentlich
wollte die Produktionsfirma “Wien-Film“ ein Drehbuch von Hans Fallada geschrieben
haben. Es sollte ein Berlin-Film werden, in dem ein Kleinstädter das große
Berlin erlebt, ohne das Kriegszeiten eine Rolle darin spielen.
Da
Hans Fallada aber kein Drehbuchautor war und es auch nach mehreren Versuchen
nicht klappte, schrieb er ein Buch davon.
Und
das ist ihm unter vielen, widrigen Umständen hervorragend gelungen, wie ich
finde.
Karl
Siebrecht ist 16, als sein Vater starb und er als Vollwaise dasteht. Voller
Erbitterung stellt er schon bei der Beerdigung fest, dass keiner ein gutes Wort
für seinen Vater übrig hat. Dabei war sein Vater immer allen gegenüber gefällig
und hilfsbereit in seinem Leben gewesen.
Mit
wütender Entschlossenheit beschließt er, dass ihm das nicht passiert und
während die Onkel und andere der Gemeinde noch über seine verarmte Zukunft
diskutieren, beschließt Karl nach Berlin zu gehen.
Allein
und ohne irgendwelche Heuchler im Rücken nimmt er sich vor, Berlin zu erobern.
Er
würde stark und hart seinen Weg gehen und sich von niemanden hereinreden
lassen.
Davon
kann ihn auch Minna, die gute Seele und Haushälterin nicht von abbringen. Auch
wenn es ihr schwer fällt Karl, den sie immer wie einen eigenen Sohn behandelt
hat, gehen zu lassen, so kann sie es doch nicht verhindern.
Aus
Angst um seine Zukunft, besteht sie darauf, dass Karl ihre Ersparnisse als Startkapital
nimmt und wenn er es zu was gebracht hat, kann er sie ja immer noch
zurückgeben.
Und
damit macht sich Karl im Morgengrauen auf den Weg, Berlin zu erobern.
Als
Leser begleiten wir Karl Siebrecht durch seinen schwierigen, mit Hindernissen
übersäten Lebensweg.
Er
trifft viele Menschen, die ihm wohlgesinnt sind, aber auch Neider und die ihn
als Konkurrenz weghaben wollen. Schnell merkt Karl, dass Berlin sich nicht so
leicht erobern lässt, ganz im Gegenteil! Dabei hat er so viel Hilfe, um sich
erstmal in Berlin zurechtzufinden, die er auch annimmt, aber nur solange, wie
er seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Manches Mal geht er dabei über
„Leichen“, bei Menschen die es gut mit ihm meinen und eigentlich seine Freunde
sind.
Aber
immer die schlechten Erfahrungen von Zuhause im Hinterkopf, macht er sich auch
viel kaputt.
Da
ist zum Beispiel Rieke. Eigentlich eine echte „Berliner Göre“ mit ihren 13
Jahren. Aber auch sie musste schon erwachsen werden, um ihre kleine Schwester
und ihren, dem Suff verfallenden, Vater durchzubringen. Sie weiß wie das Leben
läuft und nimmt Karl bei sich auf, damit er erstmal eine Bleibe hat.
Riecke
kümmert sich trotz schlechter Zeiten um alles und durch sie findet Karl langsam
Fuß in Berlin.
Aber
wie schon erwähnt, er stellt sich immer wieder selbst ein Bein, in dem er
immer, wenn es drauf ankommt seinen Freunden vor dem Kopf stößt.
Aber
ohne sie und anderen Menschen, die es gut mit ihm meinen, wäre auch er nie so
weit gekommen, wie er es am Ende dann doch geschafft hat.
Was
„Der amerikanische Traum“ vom Tellerwäscher zum Millionär ist, ist hier der
„Berliner Traum“ vom Kofferträger zum angesehenen Geschäftsmann.
Beide
Wege sind steinig. Benötigen Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Kampfgeist. Aber
ohne Freunde und Förderer geht es nicht. Wer das einsieht kommt schneller ans
Ziel, wer nicht braucht sehr lange und verliert auch viel. Nicht nur Geld, auch
Freunde.
Hans
Fallada hat hier wieder aus dem vollen Leben des kleinen Mannes eine Geschichte
gezaubert, so bunt wie das Berlin selbst!
Er
fängt die Personen so lebensnah ein, dass man sie sofort annimmt. Da ist nichts
übertrieben, weder bei den Guten noch bei denen, die es auf die krumme Tour
versuchen. Man hat das volle Leben der frühen Berliner Jahre sofort vor Augen
und man ist mitten drin.
Karl Siebrecht hat mich so manches Mal echt verzweifeln lassen. Da hat er so viele
Menschen um sich herum, die es wirklich nur gut mit ihm meinen, ohne selbst
Nutzen daraus zu ziehen, nehmen seine Eskapaden klaglos hin und am Ende
lässt er sie doch hinter sich, weil er am Ende doch nur an sich denkt.
Das
hört sich jetzt nach einem hochgradigen Egoisten an, aber das kann man ihm
trotz allem wiederum auch nicht auf die Fahne schreiben.
Ein
Egoist hat andere Beweggründe, die Karl hier nicht hat. Er will nur nicht am
Lebensende so wie sein Vater dastehen. Er nimmt Hilfen an, wenn es gar nicht
anders geht, aber die Entscheidungen trifft er, um sein Ziel zu erreichen,
grundsätzlich selbst. Auch wenn er seine „Freunde“ am Ende vor den Kopf stößt.
Einige mehr oder weniger, einige auch so sehr, das es zu einem Bruch kommt.
Das Freunde hab ich extra in
Anführungszeichen gesetzt, weil er manches Mal gar nicht erkennt, wer seine
Freunde sind.
Um
seine Ziele zu erreichen, kommt er aber auch immer wieder mit zwielichtigen
Gestalten zusammen, das er sogar dafür büßen muss.
Ja
und dann sind da noch die Frauen. Keine „leichten Mädchen“, sondern die, die es
wirklich ehrlich mit ihm meinen, sich in ihn verlieben und eine Beziehung mit
ihm aufbauen möchten.
Aber
auch da steht sich Karl selbst im Weg. Nachdem eine Heirat nach ein paar Jahren
in die Brüche geht, hat er ein Auge auf eine Dame geworfen, die ihn zwar fördert,
aber nichts von ihm will. Sie hat eine ähnliche Einstellung zum Leben wie er.
Irgendwann gibt sie zu ihren Bedingungen nach und beide leben irgendwie im
selben Haus, aber doch nur nebeneinander her. Es ist eine seltsame Beziehung.
Sie hat von Haus aus Geld, da ihrem Vater ein Autohaus gehört und Karl hat sich
inzwischen ein Unternehmen trotz aller Widrigkeiten aufgebaut und ist jetzt
auch ein richtiger Geschäftsmann, aber ohne eine richtige Familie zu haben.
Aber da ist noch eine Dame, an die er dauernd denken muss, die aber eine lange
Zeit einfach unerreicht für ihn ist. Als sie sich dann doch nach Jahren näherkommen
und sich ihre Liebe eingestehen, ist es zu spät für Beide.
Ja,
Karl Diebrecht verpasst eine Menge in seinem Leben, aber er hat auch eine Menge
erreicht und das in eine Zeit, die mit Handwagen beginnt, über Pferdekutschen
weitergeht und mit Autos endet. Er konnte am Ende Berlin zwar nicht erobern,
aber Berlin hat ihn erobert und aufgenommen. Ob es am Ende ein gutes und
erfülltes Leben war, das können nur Karl Siebrecht, Berlin und der Leser dieses
Buches entscheiden.
Auch
hier hat mich Hans Fallada über alle 825 Seiten pures Leben mitgenommen. Eine
Geschichte, die zwar von vorne bis hinten frei erfunden ist, und doch genau so
passiert sein kann. Selbst das Nachwort, wie die Geschichte erstanden ist, war
für mich noch sehr interessant und zeigte mir ein Stück aus dem Leben und
Denken des Autors.
Mein
Fazit:
Eine
Geschichte voller Leben aus dem Berlin zwischen 1910 und 1930 mit allen
Eigenheiten.
Ein
Junge, der auszog um Berlin zu erobern und am Ende von Berlin erobert wird.
Von
einem Autor, der mich wieder voll und ganz begeistern konnte und ich freue mich
jetzt schon auf weitere Bücher von ihm, die schon längst in meinem RuB stehen.
Von
mir volle Leseempfehlung!
Mein Buch mit Leseprobe
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Mit Absenden eines Kommentars und / oder beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und von Blogger / Google weiterverarbeitet werden.
Anonymes Kommentieren ist möglich, hierbei wird die IP-Adresse erfasst.
Weitere Informationen findest Du in der Datenschutzerklärung von Google
**Alle Rechtschreibfehler sind volle Absicht! Zusammen ergeben sie eine geheime Nachricht mit der ich versuche, die Weltherrschaft an mich zu reißen …** ;-) Wen das nicht stört und mutig genug ist, der darf mir gerne einen Kommi dalassen. Ich freu mich! :o)