Anmerkung

*** Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichte ich auf die gleichzeitige Verwendung der drei Gender-Sprachformen (m/w/d).
Sämtliche von mir genannten Personenbezeichnungen gelten für ALLE Geschlechter.
Das erleichtert nicht nur das Lesen der Texte, sondern erleichtert mir auch das Schreiben - wie immer frei nach (meiner) Schnauze ^-^ ***

28 Februar 2023

📖Kleiner Mann - was nun? von Hans Fallada


Klappentext
(gekürzt)
  
Der Verkäufer Johannes Pinnebeg und seine Freundin Lämmchen erwarten ein Kind.

Kurz entschlossen heiratet das Paar, auch wenn das Geld immer knapper wird. Trotz Weltwirtschaftskrise und erstarkender Nazis nimmt Lämmchen beherzt das Leben ihres verzweifelnden Mannes in die Hand. In dieser rekonstruierten Urfassung führt ihr gemeinsamer Weg noch tiefer ins zeitgenössische Berlin, ins Nachtleben und in die von den „Roaring Twenties“ geprägten Subkulturen.

Die politischen Probleme der damaligen Zeit werden so plastisch wie in wenigen anderen Texten. 
 
Ab und an lese ich immer mal wieder gerne Klassiker und als ich diese Ausgabe mit original Text ungekürzt fand, musste der DHL-Bote unbedingt mal wieder bei mir klingeln.😇
Der Inhalt war mir gar nicht bekannt, den bei Klassikern schaue ich eher nach Autoren, was ich sonst so gut wie gar nicht mache.
Der Klappentext hat dann mein Interesse geweckt und habe dann spontan zugegriffen.
Endlich auch mal wieder ein schönes Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen zum angenehmen Preis!
Das war so toll, dies Buch in den Händen zu halten, aber genau so toll fand ich die Geschichte. 
 
Das Buch ist aufgeteilt in:
 
Vorspiel – Die Sorglosen (3 Kapitel)
Erster Teil – Die kleine Stadt (12 Kapitel)
Zweiter Teil – Berlin (30 Kapitel)
Nachspiel – Alles geht weiter (6 Kapitel)
Anhang / Quellennachweis und Erklärungen zu dieser Ausgabe.
 
Vom Klappentext her könnte man meinen, dass es eine Geschichte ist, die um das (Über)Leben in Krisenzeiten ist und von daher eine düstere Stimmung hat.
Hat es aber nicht!
Das „Vorspiel“ ist ziemlich kurz und da kann man schon sehen wie „einfach und naiv“ Lämmchen und Pinneberg sind. Was ich aber überhaupt NICHT abwertend meine!
Im Gegenteil, manchmal könnte man sich von den Beiden eine Scheibe abschneiden.
Egal was passiert und wie das Leben auch kommt, man muss nehmen wie es ist und das Beste daraus machen. 
Ab dem ersten Teil nimmt man dann so richtig am Leben der Beiden Teil.
Sie wollen mit den wenigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, ihr Leben zu zweit und ihre erste gemeinsame Wohnung einrichten. Pinnebergs Arbeit ist nicht so leicht, nicht gut bezahlt und die Kollegen sind auch nicht das Gelbe vom Ei, erst Recht nicht der Chef.
In der kleinen möblierten Wohnung fühlt sich Lämmchen auch nicht richtig wohl, aber sie macht das Beste daraus und liebt ihren Pinneberg über alles.
Lämmchen ist es auch, die dafür sorgt, dass sie nach Berlin zu seiner Mutter ziehen, wo das Leben besser werden soll.
Leider läuft das auch nicht alles wie erhofft, aber irgendwann haben sie dann auch eine kleine, unkonventionelle Wohnung, wenn diese auch nicht ganz so legal ist. Lämmchen: „Aber es wird schon.“
 
Pinneberg hat dann auch eine Arbeit Konfektionsverkäufer in einem gar nicht mal kleinem Warenhaus bekommen. Als dann auch endlich der kleine „Murkel“ zur Welt kommt, kann es perfekter nicht sein und es wird geplant, wie es noch besser werden kann.
Doch leider ist die Realität doch nicht so perfekt.
Im Warenhaus spitzt sich die Lage auch immer mehr zu. Die Rede ist von Einsparungen, Quotenverkäufe und einige Kollegen sind eben auch keine. 
 
Wird die kleine Familie ihr Einkommen behalten können, kommen sie aus dieser eigentlichen illegalen Wohnung jemals raus – und wenn ja, wo werden sie dann wohnen?
Kann Pinneberg seine Anstellung behalten – oder werden die Zeiten noch schlechter? Die Fragen wird euch das Buch in den Kapiteln zweiter Teil und Nachspiel beantworten!
Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich mir schon seine anderen Bücher von Hans Fallada (Rudolf Ditzen) rausgesucht und auf meine WuLi gesetzt habe.
Mir gefällt die Leichtigkeit der beiden, wie sie allen Umständen zum Trotz und deren Sorgen doch immer wieder weiterkommen.
 
Der Schreibstil ist leicht, flüssig und gut verständlich, ohne groß zu „Berlinern“. Es ist die einfache Sprache des kleinen Mannes in der der Bevölkerung und auch wenn es den einen oder anderen berlinerischen Ausdruck hat, so macht es den Charm der damaligen Zeit aus und bleibt trotzdem verständlich.
In der Geschichte wechseln sich der Erzähler mit Pinneberg Lämmchen und den anderen Personen ab. Also trotz dass es eine erzählte Geschichte ist, kommt viel wörtliche Rede zwischen den einzelnen Figuren vor, was die Geschichte sehr lebendig und voller Leben hält. Auch nimmt man an die Gedanken von Lämmchen und Pinneberg immer Teil, so dass es eine nie langweilig werdende Geschichte von Anfang bis Ende ist. 
 
Einige Zitate, bei denen ich schmunzeln musste und die die Naivität der beiden ein wenig einfängt:
  
Das erste Essen, welches Lämmchen in der ersten Wohnung kocht ist eine Erbsensuppe – aber sie schmeckt einfach nicht…
Zitat:

„Acht Liter – und ein halbes Pfund Erbsen. Ich glaube Lämmchen“, sagt er geheimnisvoll, „es liegt an dem Wasser. Das Wasser ist zu dünn.“

[Seite 89]

Es kommen Kunden in Pinnebergs Abteilung, inklusive:
Zitat:

Eine Dame mit stark vorgebautem Meiereigelände […]

[Seite 180]

Und jetzt dürft ihr raten was ein „Meiereigelände“ ist! 😂

Im Anhang werden dann ausführlich die ganzen Umständen erklärt und begründet, wie es zu den Einkürzungen und gestrichenen Textteilen gekommen ist. Auch über Fallada selbst erfährt man hier noch eine Menge. Hier hat mir auch der Anhang in allen Einzelteilen sehr gut gefallen und ich hab selbst den mit Interesse gelesen, was auch nur selten bei mir vorkommt.
  
Auch wenn mir das Buch von Anfang bis Ende gefallen hat, so waren doch Situationen da, die mich ein wenig aus der heutigen Sicht geärgert bzw. aufgewühlt haben. 
Ja ich bin auch Mama, auch wenn mein Sohnemann inzwischen 22 Jahre ist, ich bin nie eine Helikoptermama gewesen und ich weiß, dass das damals so ist– aber trotzdem, ich wollte sie schütteln! 😒
Und dann die damalige Einstellung der Firmen…. 
Gut das sich DIESE Zeiten geändert haben! 
 
Mein Fazit: 
Ein Buch das mich berührt und zum Schmunzeln gebracht hat, aber auch zum Nachdenken. Mit Leichtigkeit geschrieben, aber mit Tiefgang und starken Figuren.
Ein Buch, das mich voll und ganz unterhalten hat.
Von mir eine klare Leseempfehlung und ich bin schon auf weitere Geschichten von Hans Fallada gespant!
 

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Mein Buch mit Blick ins Buch





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