Anmerkung

*** Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichte ich auf die gleichzeitige Verwendung der drei Gender-Sprachformen (m/w/d).
Sämtliche von mir genannten Personenbezeichnungen gelten für ALLE Geschlechter.
Das erleichtert nicht nur das Lesen der Texte, sondern erleichtert mir auch das Schreiben - wie immer frei nach (meiner) Schnauze ^-^ ***

29 Mai 2015

Der Architekt des Sultans - von Elif Shafak

Innerer Klapptext:

Es ist einfacher, eine Brücke einzureißen, als eine zu bauen.
Istanbul im 16. Jahrhundert. Es ist die Blütezeit des Osmanischen Reichs, die Stadt das wimmelnde Zentrum des Orients, als Jahan auf einem Schiff im Hafen anlegt. Aus dem fernen Indien angereist, führt er einen weißen Elefanten mit sich, ein Geschenk des Schahs für die Menagerie des Sultanspalast.

So beginnt ein episches Abenteuer, in dem sich der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Junge plötzlich im Herzen des mächtigen Reichs wiederfindet, inmitten des Prunks und des Reichtums. Ihm begegnen hinterlistige Höflinge, falsche Freunde, Zigeuner, Tierbändiger und die schöne Prinzessin Mihrimah. Doch es ist die Begegnung mit dem Hofarchitekten Sinan - dem berühmtesten Baumeister der islamischen Welt -, welche Jahans Schicksal für immer verändern wird. Gemeinsam bauen sie Moscheen und Paläste, Mausoleen und Aquädukte, die alle Zeiten überdauern sollen.
Doch hinter Jahans neuem Glück lauern Intrigen und Kriege, deren Zerstörungswut größer scheint als alles Bestreben, Neues zu schaffen.

Rückentext:

"Elif Shafaks bester Roman."
(The Independent)

Ein Junge, sein Elefant und der größte Architekt des Osmanischen Reichs. Elif Shafak lässt eine farbeprächtige Zeit voller Geheimnisse und Gefahren aufleben, in der Istanbul der kulturelle Mittelpunkt der Welt war.

"Wie die überwältigenden Moscheen von Sina, ist auch dieser Roman eine präzise Schöpfung des bildhaften Denkens."
(Financial Times)

Dieses Buch habe ich bei vorablesen.de gewonnen und bedanke mich dafür recht herzlich bei der dortigen Glücksfee :)

Die Leseprobe des Buches hatte mich gleich in seinen Bann gezogen.
Historisch, Orient und Mittelalter - also total meins.
Die Leseprobe brachte gleich mehrere Fragen mit sich, die ich unbedingt beantwortet haben wollte.
Ich lese nie den Schluss eines Buches zuerst, aber die Anmerkungen im Anhang der Autoren schon. 
Darin erfuhr ich näheres über die Entstehung des Buches und auch das die Hauptprotagonisten reale Personen waren. Die Autorin erklärt auch darin, das sie die historischen Fakten auf ihre Fiktion abgestimmt hat und somit nicht der wahren Zeit entsprechen. Soweit, so gut.
Wenn historische Fakten in einem fiktiven Roman nicht exakt wiedergegeben werden, so stört mich das überhaupt nicht, Hauptsache die Geschichte ist rund und ich kann darin abtauchen.

Die Geschichte handelt also von Jahan, einem kleinen Jungen, der vor seinen Stiefvater flüchtet und sich auf ein Schiff mogelt, das auch einen weißen Elefanten an Bord hat. Ein Geschenk vom Schah aus Indien an den Sultan in Istanbul. Der Elefant wird an Bord aber schlecht behandelt und so kümmert sich der kleine Jahan um ihn und gibt sich als Mahut des Elefanten aus.
Der Kapitän bedroht den Kleinen aber und verlangt von ihm, das er den Sultan bestehlen soll und er sich dann die Beute holt, sobald er wieder im Hafen ist. 
Grade am Hof des Sultan angekommen, bekommt Jahan mit, wie Eunuchen nachts Säcke aus dem Palast schleppen und folgt ihnen. Dabei entdeckt in den Säcken Kinderleichen. Verschreckt behält er das Geheimnis für sich und kümmert sich nur noch um den Elefanten "Chota". 
Zu den anderen Tierwärtern der königlichen Menagerie hält er lieber Abstand, denn auch da sind ihm die meisten nicht wohlgesonnen. Und so kümmert er sich rührend um den Elefanten und tut alles, damit es ihm gut geht, so kommt er immer tiefer in die Intrigen des königlichen Hofes hinein. Die Prinzessin Mihrimah, selber noch ein Kind, besucht ihn und Chota öfter heimlich, er muss den Elefanten bei Feierlichkeiten vor führen und ihn selbst in den Krieg führen, als persönliches Transportmittel für den Sultan.
Auch wenn Jahan es eigentlich gar nicht will, so gerät er doch immer wieder in den Mittelpunkt und das zieht eben auch Intrige und falsche Freunde an. 

Erst als Sinan, der Hofarchitekt erreicht, das Jahan mit seinem Elefanten bei den Bauarbeiten helfen darf, hat Jahan väterlichen Schutz. Bei Sinan entwickelt er sich mit drei anderen Jungen als Lehrling zu einem Architekten. Das verschont ihn allerdings nicht von weiteren Intrigen und Manipulationen und so kommt er immer wieder in brenzlige Situationen.
So begleitet der Leser Jahan von einem kleinen Jungen über seine ganze Lebensspanne bis hin zum alten Mann.

Das alles hört sich super spannend und interessant an - und ist es eigentlich auch. Und doch habe ich ein "Aber", welches ich später begründen werde.

Erst alles Andere.
Die Geschichte ist von Anfang an gut aufgebaut und ich hatte keine Probleme alles bildlich vor mir zu sehen. Jahan, Sinan, der Elefant Chota, genauso wie die Nebenfiguren passten alle in die Geschichte wie sie waren. Man bekommt einen Einblick vom Leben im 16. Jahrhundert am Sultanshof - so bunt wie 1001 Nacht und doch auch so grausam. Grausam jedoch nicht so, das man das Buch angewidert weg legt. Aber so war es halt zu der Zeit. Die Herrscher wechselten sich nach dem Tod des Vorgängers ab - auch wenn der Nachfolger nicht immer von Geburt aus berechtigt war.
Es wurden viele Moscheen, Mausoleen, Paläste und andere gewaltige Bauwerke gebaut und man kennt sie noch heute, wenn auch vielleicht nicht alle, die in der Geschichte vorkommen. Aber auch deren Bau lief nicht immer ohne Intrige und Manipulationen glatt ab.
Ich konnte mich gut in dem ganzen bunten Trubel hineinversetzen und war immer mitten drin im Geschehen. Auch ging der "rote Faden" nie verloren und alles war an sich eine runde Geschichte.

Nun aber doch zu meinen leichten Kritikpunkten und ich hoffe mal, das man mich auch versteht. 
Das Buch ist gut. - Punkt
Und doch hat mich gestört, dass sich einige der Intrigen und Manipulationen einfach so in Luft aufgelöst haben. Selbst der Kindermord am Anfang. Meine grauen Zellen liefen schon auf Hochtouren - warum, wieso, weshalb - und nach dem der erst mal gar nicht mehr erwähnt wurde, kam auf einmal die Lösung einfach so, als wenn man beim "Kaffeeklatsch" vom Wetter spricht.
In der Geschichte werden auch immer wieder kleine Hinweise gestreut, bei verschiedenen Ereignissen, so dass ich schon wieder aufhorchte, aber dann kamen sie nicht mehr zur Sprache. Bei einigen blieb es dann auch dabei, wo ich am Ende gerne gewusst hätte warum sie überhaupt dann da waren.
Das ging die ganze Geschichte über so. Mehrere kleine Hinweise, oder auch kleine Vorkommnisse, waren da und auch gleich wieder weg.
Zum Schluss hin wusste ich dann auch ab einen bestimmten Punkt wer für die Ereignisse auf den Baustellen verantwortlich war und kurze Zeit später kam Jahan dann auch drauf und die Geschichte "dröselte" sich auf - nicht ohne noch ein paar Wendungen und Erklärungen, die ich auch nicht geahnt hatte, aber die ich eben auch nicht mehr so spannend fand, da für mich die Luft da schon mehr oder weniger raus war.

Ja das hört sich jetzt alles nach viel Gemecker an, aber das ist eben MEIN Empfinden beim Lesen gewesen und soll die Geschichte auf keinen Fall runterziehen.
Die Geschichte als solches ist wirklich gut und auch die Fiktion verbindet sich nahtlos mit den realen Elementen, also von daher alles gut und auf jeden Fall lesenswert!
Ich bereue es also nicht, sie gelesen zu haben.
Die Ausgabe ist übrigens auch total schön.
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Das Cover passt total zur Geschichte, mit der Schiolette eines orientalischen Fensters, dem goldenen Elefanten, den tollen Violett-und Blautönen und dem filigranen Muster.
Und da es Sinan wirklich gegeben hat und er die meisten Sehenswürdigkeiten gebaut hat, möchte ich das eine oder andere Bauwerk wirklich mal besuchen, allein schon um zu kontrollieren ob die Gebäude seine kleine "Signatur" wirklich tragen.
Keine Ahnung ob das zur Fiktion oder doch Realität gehört - es könnte auf jeden Fall so gewesen sein.
Welche Signaturen? - Das könnt ihr im Buch selber lesen ;-)

Mein Fazit:
Auch wenn für mich am Ende etwas die Luft raus war und ich so meine Kritikpunkte habe, so ist das Buch für alle die den Orient im Mittelalter lieben und sich für deren Baukunst und Prunk am königlichen Hof, mit allem was dazu gehört, begeistern können auf jeden Fall lesenswert.   


***********
Meine Ausgabe - mit Blick ins Buch
Der Architekt des Sultans
AusgabeHardcover mit Schutzumschlag
Seiten - 647 (die Geschichte)
ISBN - 978-3-0369-5715-9

Erschienen - Apr. 2015
Verlag - Kein und Aber

4 Kommentare:

  1. Hallo Suhani,
    wenn du Geschichten aus dem Mittelalter des Orients magst, dann kennst du bestimmt das Buch von Amin Maalouf "Samarkand"? Ich habe es vor vielen Jahren mit Begeisterung gelesen. Da ich erst seit etwa einem Jahr mein Blog betreibe, habe ich also noch keine Rezension darüber geschrieben, aber vielleicht hole ich das jetzt nach... angeregt durch die Lektüre deiner Rezension vom "Architekt des Sultans".

    Eine Frage habe ich noch: Warum liest du den Schluss der Bücher nicht? Oder habe ich da was falsch verstanden?

    Herzliche Grüße von der Bücherfischerin (www.buecherfischerin.blogspot.de)

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    1. Hi Catherine,
      "Sarmakand" kenne ich gar nicht, aber nach dem ich danach gesucht habe, wandert das gleich mit auf meiner WuLi. :)
      Ich habe meinen Blog auch noch keinJahr und ich glaube auch nicht, das ich hier jemals meine Bücher alle vorstelle, die ich schon oin all den Jahren gelesen habe - die kann ich gar nicht alle nach holen.
      ARGH - da hab ich mich aber wieder falsch ausgedrückt. Das kommt davon, wenn das Hirn schneller als die Finger ist. Ich hab es aber verbessert. Ich lese den Schluss nie zuerst, war gemeint. ;)

      Liebe Grüße zurück und vielen Dank für Deinen Besuch!

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  2. Mich konnte das Buch auch nicht vom Hocker reißen, aber ich stimme zu, dass es für Liebhaber orientalischer Baukunst und dergleichen durchaus interessant ist.

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    1. Ja schlecht war es nicht und ich mag ja orientalische Geschichten - nur schade dass man am Ende mit einigem in der Luft hängen geblieben ist.

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