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12 Februar 2024

📖 Ein Mann will nach oben - von Hans Fallada

Klappentext: 
 
Ein sechzehnjähriger Waisenjunge kommt nach Berlin und will es hier zu Reichtum und Macht bringen. Kauzige und kernige, liebenswerte und fragwürdige Menschen kreuzen seinen Weg nach oben – und immer wieder sind es die Frauen, die zu ihm halten und denen er seinen Erfolg verdankt. Ein packender Roman, voll unverwüstlichem Berliner Humor, in dem sich zweieinhalb Jahrzehnte wechselvoller deutscher Geschichte spiegeln.

Mit einem Nachwort zur Entstehungsgeschichte des Romans.
 
Die Geschichte spielt in Berlin zwischen 1910 und 1930, geschrieben hat Hans Fallada es aber zwischen 1941 und 1943.
Eigentlich wollte die Produktionsfirma “Wien-Film“ ein Drehbuch von Hans Fallada geschrieben haben. Es sollte ein Berlin-Film werden, in dem ein Kleinstädter das große Berlin erlebt, ohne das Kriegszeiten eine Rolle darin spielen.
Da Hans Fallada aber kein Drehbuchautor war und es auch nach mehreren Versuchen nicht klappte, schrieb er ein Buch davon.
Und das ist ihm unter vielen, widrigen Umständen hervorragend gelungen, wie ich finde.
 
Karl Siebrecht ist 16, als sein Vater starb und er als Vollwaise dasteht. Voller Erbitterung stellt er schon bei der Beerdigung fest, dass keiner ein gutes Wort für seinen Vater übrig hat. Dabei war sein Vater immer allen gegenüber gefällig und hilfsbereit in seinem Leben gewesen.
Mit wütender Entschlossenheit beschließt er, dass ihm das nicht passiert und während die Onkel und andere der Gemeinde noch über seine verarmte Zukunft diskutieren, beschließt Karl nach Berlin zu gehen.
Allein und ohne irgendwelche Heuchler im Rücken nimmt er sich vor, Berlin zu erobern.
Er würde stark und hart seinen Weg gehen und sich von niemanden hereinreden lassen.
Davon kann ihn auch Minna, die gute Seele und Haushälterin nicht von abbringen. Auch wenn es ihr schwer fällt Karl, den sie immer wie einen eigenen Sohn behandelt hat, gehen zu lassen, so kann sie es doch nicht verhindern.
Aus Angst um seine Zukunft, besteht sie darauf, dass Karl ihre Ersparnisse als Startkapital nimmt und wenn er es zu was gebracht hat, kann er sie ja immer noch zurückgeben.
Und damit macht sich Karl im Morgengrauen auf den Weg, Berlin zu erobern.
 
Als Leser begleiten wir Karl Siebrecht durch seinen schwierigen, mit Hindernissen übersäten Lebensweg.
Er trifft viele Menschen, die ihm wohlgesinnt sind, aber auch Neider und die ihn als Konkurrenz weghaben wollen. Schnell merkt Karl, dass Berlin sich nicht so leicht erobern lässt, ganz im Gegenteil! Dabei hat er so viel Hilfe, um sich erstmal in Berlin zurechtzufinden, die er auch annimmt, aber nur solange, wie er seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Manches Mal geht er dabei über „Leichen“, bei Menschen die es gut mit ihm meinen und eigentlich seine Freunde sind.
Aber immer die schlechten Erfahrungen von Zuhause im Hinterkopf, macht er sich auch viel kaputt.
Da ist zum Beispiel Rieke. Eigentlich eine echte „Berliner Göre“ mit ihren 13 Jahren. Aber auch sie musste schon erwachsen werden, um ihre kleine Schwester und ihren, dem Suff verfallenden, Vater durchzubringen. Sie weiß wie das Leben läuft und nimmt Karl bei sich auf, damit er erstmal eine Bleibe hat.
Riecke kümmert sich trotz schlechter Zeiten um alles und durch sie findet Karl langsam Fuß in Berlin.
Aber wie schon erwähnt, er stellt sich immer wieder selbst ein Bein, in dem er immer, wenn es drauf ankommt seinen Freunden vor dem Kopf stößt.
Aber ohne sie und anderen Menschen, die es gut mit ihm meinen, wäre auch er nie so weit gekommen, wie er es am Ende dann doch geschafft hat.
 
Was „Der amerikanische Traum“ vom Tellerwäscher zum Millionär ist, ist hier der „Berliner Traum“ vom Kofferträger zum angesehenen Geschäftsmann.
Beide Wege sind steinig. Benötigen Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Kampfgeist. Aber ohne Freunde und Förderer geht es nicht. Wer das einsieht kommt schneller ans Ziel, wer nicht braucht sehr lange und verliert auch viel. Nicht nur Geld, auch Freunde.
 
Hans Fallada hat hier wieder aus dem vollen Leben des kleinen Mannes eine Geschichte gezaubert, so bunt wie das Berlin selbst!
Er fängt die Personen so lebensnah ein, dass man sie sofort annimmt. Da ist nichts übertrieben, weder bei den Guten noch bei denen, die es auf die krumme Tour versuchen. Man hat das volle Leben der frühen Berliner Jahre sofort vor Augen und man ist mitten drin.
Karl Siebrecht hat mich so manches Mal echt verzweifeln lassen. Da hat er so viele Menschen um sich herum, die es wirklich nur gut mit ihm meinen, ohne selbst Nutzen daraus zu ziehen, nehmen seine Eskapaden klaglos hin und am Ende lässt er sie doch hinter sich, weil er am Ende doch nur an sich denkt.
Das hört sich jetzt nach einem hochgradigen Egoisten an, aber das kann man ihm trotz allem wiederum auch nicht auf die Fahne schreiben.
Ein Egoist hat andere Beweggründe, die Karl hier nicht hat. Er will nur nicht am Lebensende so wie sein Vater dastehen. Er nimmt Hilfen an, wenn es gar nicht anders geht, aber die Entscheidungen trifft er, um sein Ziel zu erreichen, grundsätzlich selbst. Auch wenn er seine „Freunde“ am Ende vor den Kopf stößt. Einige mehr oder weniger, einige auch so sehr, das es zu einem Bruch kommt.
 
Das Freunde hab ich extra in Anführungszeichen gesetzt, weil er manches Mal gar nicht erkennt, wer seine Freunde sind.
 
Um seine Ziele zu erreichen, kommt er aber auch immer wieder mit zwielichtigen Gestalten zusammen, das er sogar dafür büßen muss.
Ja und dann sind da noch die Frauen. Keine „leichten Mädchen“, sondern die, die es wirklich ehrlich mit ihm meinen, sich in ihn verlieben und eine Beziehung mit ihm aufbauen möchten.
Aber auch da steht sich Karl selbst im Weg. Nachdem eine Heirat nach ein paar Jahren in die Brüche geht, hat er ein Auge auf eine Dame geworfen, die ihn zwar fördert, aber nichts von ihm will. Sie hat eine ähnliche Einstellung zum Leben wie er. Irgendwann gibt sie zu ihren Bedingungen nach und beide leben irgendwie im selben Haus, aber doch nur nebeneinander her. Es ist eine seltsame Beziehung. Sie hat von Haus aus Geld, da ihrem Vater ein Autohaus gehört und Karl hat sich inzwischen ein Unternehmen trotz aller Widrigkeiten aufgebaut und ist jetzt auch ein richtiger Geschäftsmann, aber ohne eine richtige Familie zu haben. Aber da ist noch eine Dame, an die er dauernd denken muss, die aber eine lange Zeit einfach unerreicht für ihn ist. Als sie sich dann doch nach Jahren näherkommen und sich ihre Liebe eingestehen, ist es zu spät für Beide.
 
Ja, Karl Diebrecht verpasst eine Menge in seinem Leben, aber er hat auch eine Menge erreicht und das in eine Zeit, die mit Handwagen beginnt, über Pferdekutschen weitergeht und mit Autos endet. Er konnte am Ende Berlin zwar nicht erobern, aber Berlin hat ihn erobert und aufgenommen. Ob es am Ende ein gutes und erfülltes Leben war, das können nur Karl Siebrecht, Berlin und der Leser dieses Buches entscheiden.
 
Auch hier hat mich Hans Fallada über alle 825 Seiten pures Leben mitgenommen. Eine Geschichte, die zwar von vorne bis hinten frei erfunden ist, und doch genau so passiert sein kann. Selbst das Nachwort, wie die Geschichte erstanden ist, war für mich noch sehr interessant und zeigte mir ein Stück aus dem Leben und Denken des Autors.
 
Mein Fazit:
Eine Geschichte voller Leben aus dem Berlin zwischen 1910 und 1930 mit allen Eigenheiten.
Ein Junge, der auszog um Berlin zu erobern und am Ende von Berlin erobert wird.
Von einem Autor, der mich wieder voll und ganz begeistern konnte und ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher von ihm, die schon längst in meinem RuB stehen.
Von mir volle Leseempfehlung!
 
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Mein Buch
mit Leseprobe
 

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